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Vorgeschichte |
Die Akteure stellen sich vor
Grit Wagner-Strohn und Michael Strohn
Beide träumen wir gerne über Atlanten, und Anfang
2009 haben wir es wieder einmal geschafft unsere
Träume zu erfüllen.
Wir: Grit Wagner-Strohn, Verwaltungsleiterin, verheiratet mit Michael
Strohn, Dipl.-Verwaltungsbetriebswirt, tätig als Berater
für Betrieb und Infrastrukturplanung von Eisenbahnen.
Ausgangspunkt war ein Eisenbahnprojekt
Wie
andere afrikanische Binnenländer leidet die Wirtschaft Malawis
unter absurd hohen Transportkosten. Dies hängt sowohl mit den
riesigen Entfernungen zur Küste und den Handelspartnern - vor allem Südafrika - als auch ungenügender
Transportinfrastruktur zusammen. Eine dreimonatige technische
Unterstützung für die Eisenbahn im Rahmen eines
EU-Projektes bildete Bestandteil eines Lösungsansatzes. Und so
machten wir uns am 7. Februar 2009 auf den Weg nach Malawi.
Kumbali Lodge
Wie
so oft im Auslandsgeschäft waren die Reisevorbereitungen in
letzter Minute zu treffen, und die Hotels in Malawis Hauptstadt
Lilongwe waren ausgebucht. Deshalb mussten wir - zusammen mit dem Kollegen Hartmut Maergner und seiner Gattin Yuli - auf die 8 km
außerhalb auf dem Gelände der Nature's Gift
Permaculture Farm liegende Kumbali Lodge ausweichen, was sich als
glücklicher Zufall herausstellte. Wir waren begeistert - von
der überwältigenden Gastlichkeit, der Ruhe fernab vom
Verkehr, dem ungehinderten, nicht durch Mauern oder Zäune
beeinträchtigten Blick über
die Weite Afrikas - und beschlossen dort auf Dauer Quartier zu nehmen.
Grit hatte von vorneherein das Ziel, ihrem Aufenthalt in Malawi durch
Volontärarbeit einen Sinn zu geben. Nach einigen fruchtlosen
Anfragen bei den internationalen Organisationen und im Anschluss an eine für
das Eisenbahnprojekt notwendigen Reise nach Blantyre kam dies
schließlich durch Vermittlung von Guy Pickering, dem Inhaber
von Nature's Gift
, und seinem Partner Scott Gray zu Stande.
Das Dorf
Eigentlich
sind es zwei Dörfer beiderseits der Straße: Canada
Camp und Landscape. Beide verdanken ihre Existenz zu einem guten Teil Nature's Gift, dem
mit etwa 400 Beschäftigten wichtigsten Arbeitgeber.
Man wohnt in einfachen, reetgedeckten Hütten aus
luftgetrockneten Ziegeln. Elektrizität gibt es nicht, Wasser
muss vom Brunnen geholt werden. Die Wäsche wird am Fluss
besorgt, gekocht wird auf kleinen Feuern aus Holz oder
entkörnten Maiskolben.
Die Schule
Die bis Juli 2010 bestehende
Dorfschule war eine "Kindergartenschool", eine Kombination aus
Kindergarten und erster und zweiter Klasse. Die Schule war von einer
kanadischen Organisation als einstöckiger Bau mit drei
Klassenzimmern und einem kleinen Büro erstellt worden. Drei
Lehrerinnen betreuten etwa 120 Kinder, davon 10-15 in der zweiten und
etwa 40 in der ersten Klasse.
Natürlich gab es auch in der Schule keinen Strom, und Wasser
musste in Eimern herangeschleppt werden - gewöhnlicherweise nur
ein Mal die Woche zur Reinigung. Die Toilette wurde "trocken" betrieben,
im Kindergarten machten die Kleinen oft einfach auf den
Fußboden.
Die Eltern bezahlten eine geringe Schulgebühr, die zur Deckung
der Personalkosten ausreichten, jedoch nicht für Schulmaterial
oder gar Investitionen. Weiter entfernt gibt es auch eine
öffentliche kostenfreie Schule, aber wegen der idealen Lage im
Dorf und der individuelleren Betreuung bevorzugten viele Eltern "ihre" Schule trotz der Kosten - ein
Großteil der Kinder aus Familien, die den Beitrag nicht
aufbringen konnten, besuchten überhaupt keine Schule.
Am 16. Februar 2009 war es so weit - Grits erster Arbeitstag als volunteer
teacher, Englisch und Mathematik. In den folgenden Tagen und Wochen
entwickelte sich ein sehr enges Verhältnis zu Lehrern und
Kindern. Während ihres etwas kürzeren Aufenthaltes war dann auch Yuli an der Schule tätig. Von Grit und Yuli beschaffte Bücher und Arbeitsmaterialien
trugen zur Effektivität des Unterrichts bei - bisher hatten
sich Lehrer und Kinder jeweils ein Buch geteilt -, und Spiele, Singen,
Malstunden mit aus Deutschland mitgebrachten gebrauchten
Farbkästen sowie eine Schulparty sorgten für
Auflockerung und Abwechslung.
Als Grit am 1. Mai 2009 die Rückreise antreten musste,
gehörte sie quasi zum Inventar, und es war ein trauriger
Abschied - der jedoch das Versprechen wiederzukommen beinhaltete.
Zweite Reise
Das
Versprechen wurde erfüllt. Im Januar 2010 landete Grit
- diesmal alleine - bepackt mit Kinderklamotten, aus denen
unsere Enkel herausgewachsen waren, wieder in Lilongwe. Diesmal war
Grit zu Gast bei der Rektorin und wohnte im Dorf selbst. Die
Wiedersehensfreude war groß, aber es gab auch eine traurige
Nachricht. Aus verschiedenen Gründen konnte die Schule nicht
weiterbetrieben werden und musste im Sommer 2010 schließen.
Die Idee
Natürlich
wurde das Problem ausgiebig mit der Familie Pickering diskutiert, mit
der uns eine herzliche Freundschaft verbindet. Es bestand kein Zweifel,
dass das Dorf weiterhin wenigstens einen Kindergarten braucht. Aber wie? Das
Gelände der bestehenden Schule ist für andere Zwecke
verplant - aber Land haben wir genug, sagte Guy Pickering. Ziegel kann
man selbst herstellen, sonstiges Baumaterial beschaffen soweit nicht
auf der Farm verfügbar. Doch wir brauchen
Arbeitskräfte mit Eigeninitiative, die von der
Dorfbevölkerung nicht erwartet werden kann - und so entstand die
Idee der Freiwilligeneinsätze.
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